Sonntag, 31. März 2013

Der Mann wird durch seinen Beruf zum Menschen – Abschlusspanel

Im Abschlusspanel saßen sich vier Diskutant_innen aus unterschiedlichen Berufsfeldern gegenüber und sprachen über Vaterrolle, Frauenquote und bürgerliche Privilegien. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Claudia Neusüß von der compassorange GmbH, einer Agentur für Personal- und Organisationsentwicklung.

Zum Video des Abschlusspanels geht es hier.



So ziemlich einer Meinung: Prof. Dr. Margreth Lünenborg, Elke Schmitter
und Stefan Schmitt (v.l.n.r., Foto: Monika Keiler)

Zu den interessanten Panelist_innen des Abschlusspodiums zählte Prof. Dr. Margreth Lünenborg von der Freien Universität Berlin, die ihren Schwerpunkt in Journalistik setzt und zuletzt gemeinsam mit Tanja Meier eine Einführung in die Gender Media Studies veröffentlichte. Lünenborg nahm bereits 2012 bei der FES-Tagung "Gender Matters" teil. Links von ihr saß Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Telekom und heute in der Manageretage bei der Lufthansa Passage und der Continental AG. Er initiierte die Frauenquote in Großunternehmen und befürwortet die Diversity Policy in Firmen. Auch die ehemalige taz- und derzeitige Spiegel-Journalistin Elke Schmitter bereicherte das Panel. Die Auswirkung der Frauenquote auf das Arbeitsklima kann sie gerade durch ihre Erfahrungen in der unterschiedlichen Geschlechterpolitik der beiden Printmedien beurteilen. Der jüngste Diskutant war Stefan Schmitt, stellvertretender Ressortleiter Wissen der Zeit. Momentan gehört er zu den wenigen Männern, die sich die zwölfmonatige Elternzeit nehmen.

Samstag, 30. März 2013

Video "Der Mann wird durch seinen Beruf zum Menschen"


Abschlusspanel:  Es sprechen: Stefan Schmitt (Journalist, Die Zeit), Elke Schmitter (Journalistin, Der Spiegel), Prof. Dr. Margreth Lünenborg (FU Berlin, Arbeitsstelle Journalistik), Thomas Sattelberger (ehem. Vorstand Deutsche Telekom (bis Mai 2012), Continental AG und Lufthansa Passage), Moderation: Dr. Claudia Neusüß (compassorange GmbH)

Sonntag, 17. März 2013

"Jeder hat den gleichen Respekt verdient": Interview mit Eldem Turan

Eldem Turan ist Gruppenleiterin der Berliner Organisation HEROES, die sich gegen Gewalt und Unterdrückung an Frauen und Männern im Namen der Ehre einsetzt. In Trainings richtet sie sich an junge Männer zwischen 16 und 23 Jahren, die aus patriarchalisch geprägten Gesellschaften kommen, und bildet sie zu HEROES aus. Die ausgebildeten HEROES leiten schließlich Workshops für andere Jungen und Mädchen. Ihr Ziel ist das Aufbrechen unterdrückender Denkmuster.


Eldem Turan (links) beim Workshop "Wann ist der Mann ein Mann"

Samstag, 16. März 2013

Videos zum Workshop "Heldenerzählungen"

 Input von Julia Lemmle

Tagungseindrücke


Mit über 400 Teilnehmer_innen war die Tagung "Man wird nicht als Mann geboren" der Friedrich-Ebert-Stiftung ein voller Erfolg. Wir danken allen Referent_innen und Teilnehmer_innen für die anregenden Vorträge und Diskussionen sowie zahlreiche mutmachende und kritische Anmerkungen. Hier einige Eindrücke ...

Heldenerzählungen – Workshop


Die Glorifizierung des Mannes zum Helden passiert in verschiedenen Bereichen. In der Jagdfotografie, der Popkultur, aber auch im Familienbild werden Männer in der Rolle des "Übermenschen" inszeniert. In diesem Panel wurden die drei unterschiedlichen Felder von Dr. Elahe Haschemi Yekani, Julia Lemmle und  Prof. Dr. Rolf Pohl beispielhaft analysiert.

Ines Kappert (Moderation), Prof. Dr. Rolf Pohl, Julia Lemmle
und Dr. Elahe Haschemi Yekani (v.l.n.r., Foto: Monika Keiler)

Dr. Elahe Haschemi Yekani vom Institut für Anglistik der Universität Innsbruck konzentrierte sich in ihrem Input auf die Inszenierung von Männlichkeit in der Rolle des Jägers in der Fotografie. Bereits in kolonialen Zeiten bestand ein überhöhter Universalitätsanspruch von Männlichkeit. Lichtete man weiße Männer auf der Jagd ab, so standen sie im Mittelpunkt des Geschehens. Frauen fungierten lediglich als Bewunderinnen im Hintergrund, People of Color waren noch nebensächlicher. Die visuelle Zentrierung der kolonialen Amtsträger symbolisierte nicht nur ihr Begehren, sondern auch ihre Macht. Die Inszenierung des Jagderfolges in kolonialer Pose diente dabei als Versuch das spektakuläre Zentrum des Bildes darzustellen und sollte auf eine gute (politische) Führung hindeuten – die Fotografie bestätigte die hegemoniale Männlichkeit. Auch in der zeitgenössischen Inszenierung, z. B. von Führungskräften wie Wladimir Putin oder George W. Bush, fällt die besonders heldenhafte Darstellung auf, wie Haschemi anschaulich verdeutlichte.

Wer sind die neuen Männer? – Workshop

Eine Art Phantombegriff des derzeitigen Männlichkeitsdiskurses behandelte das Panel zum Thema "Wer sind die neuen Männer?". Der „neue Mann“ ist scheinbar genauso viel in aller Munde wie die „Krise der Männlichkeit“. Was genau damit gemeint ist, darüber diskutierten Prof. Dr. Carsten Wippermann, Volker Baisch und Katharina Debus gemeinsam mit Moderator Marc Gärtner.

Sehen viel Potenzial im "neuen Mann": Die Panelist_innen
(Bilder: Monika Keiler)

"Es gibt keine männliche Erbschuld am Patriarchat" – Video-Interview mit Dr. Thomas Gesterkamp

MISSY-Redakteurin Katrin Gottschalk im Interview mit Dr. Thomas Gesterkamp über die Ängste von Männerrechtlern, wie viele es von ihnen gibt, die Frage nach einer "männlichen Erbschuld am Patriarchat" und ob es auch weibliche Männerrechtlerinnen gibt.



"Ein tolles Thema!" – Meinungen zur Tagung


Meinungen von Tagungsteilnehmer_innen in der Zusammenschau 
(Video: Wanja Saatkamp)

"Die Krise der einen ist die Chance der anderen"

MISSY-Redakteurin Katrin Gottschalk im Interview mit Prof. Dr. Jürgen Martschukat. Auf der Tagung zu Männlichkeitskonstruktionen hielt der Geschichtswissenschaftler (Universität Erfurt) einen Vortrag zur "Geschichte der Männlichkeiten".




Freitag, 15. März 2013

Die Angst vor dem Ende des weißen Mannes – Workshop zum Thema "Mann in der Krise"

Das Panel zum "Ende des weißen Mannes" machte auf den künstlichen Medienalarmismus aufmerksam, der seit ungefähr zehn Jahren zu diesem Thema produziert wird.

Beschäftigen sich beide mit Männerrechtlern: Dr. Thomas
Gesterkamp (links) und Hinrich Rosenbrock (Foto: Monika Keiler)
Der Journalist und Buchautor Dr. Thomas Gesterkamp (zum Videointerview) macht in seinem Input zu "Geschlechterkampf von rechts", einer von ihm für die Friedrich-Ebert-Stiftung angefertigten Expertise, auf die zahlreichen regressiven Strömungen aufmerksam, die seit zehn Jahren mit viel Medienhysterie das angebliche "Ende des weißen Mannes“ verkünden. Er analysierte darin eine gesellschaftlich um sich greifende Angst, die im Mainstream wie in vielen maskulinistischen Bewegungen herrsche. Dabei unterstreicht er auch, dass diese Hysterie nicht unabhängig von anderen reaktionären Bewegungen geschürt wird. So gibt es beispielsweise vielfache Verbindungen zwischen maskulinistischen Strömungen und  z.B. der rechtsradikalen NPD.

Die Angst, die er beschreibt, bezieht er als Erstes auf zwei Punkte: Einerseits sind es Trennung und Scheidung, die in einer Zeit, in der Frauen immer autonomer gesellschaftlich handeln, solche Ängste verstärkten. Kratzen diese doch an der Rolle des Ehemanns, der in Sachen Männlichkeit immer noch eine relevante Symbolik besitzt. Ähnlich intensiv ist die Verunsicherung in der Berufswelt bemerkbar. Auch dort produziert die Tatsache, dass Männer nicht mehr mit Selbstverständlichkeit Führungsrollen besetzen, einen relevanten Unruheherd. Letztendlich steht in beiden Bereichen die männlich tradierte Ernährerrolle zur Disposition, die sich zunehmend auflöst.

Weitere Beispiele, wie diese Ängste sich mit rechten Ideologien verbinden, findet Gesterkamp in Beispielen wie dem ständigen Beklagen über Political Correctness oder auch bei Anders Breivik, dessen Manifest nicht nur muslimophobe Projektionen beinhaltetet, sondern auch verschwörungstheoretische Figuren, die sich gegen die Emanzipation von Frauen richtet. Paradoxerweise schaffen es diese hegemonialen, politisch rückständigen Positionen, Männer dabei auch noch als Opfer zu inszenieren.


Ratespiel mit Dr. Regina Frey (Foto: Monika Keiler)
Dr. Regina Frey, Mitarbeiterin des genderbüros, veranstaltet daraufhin in ihrem Input ein Quiz, indem sie dem Publikum Zitate vorstellt, die es im Anschluss verschiedenen Publikationen zuordnen sollte. "Amerika kastriert Polizisten und Feuerwehrmänner“ titelte zum Beispiel die Welt. Dabei machte sie deutlich, dass die dramatische Inszenierung der angeblichen Männlichkeitskrisen kein Randthema ist, sondern als absurder Effekt in allen Bereichen des Gesellschaftlichen artikuliert wird: Ob Cicero oder Focus, Stern oder Junge Freiheit – überall finden sich Zitate der gleichen Verunsicherung, die als weitreichende Krise inszeniert werden, ohne überhaupt genau beweisen zu können, wieso die Krise einer derartig hegemonialen Figur überhaupt ein Problem darstellt.

Aufmerksames Publikum (Foto: Monika Keiler)
 Der letzte Sprecher, Hinrich Rosenbrock, lenkt die Aufmerksamkeit noch einmal auf die Strategien weißer männlicher Ideologie: Sowohl im Verhältnis zu Weißsein, als auch im Verhältnis zu Männlichkeit besteht diese darin, quasi unmarkiert als Original zu fungieren, während People of Color und Frauen immer als das "Andere" inszeniert werden. Auch er wies darauf hin, dass die antifeministische Männerrechtsbewegung Sexismus und Rassismus verbindet (siehe dazu auch seine Expertise: Die antifeministische Männerrechtsbewegung. Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung). Auch Rosenbrock weist auf die Paradoxie hin, dass sich in den Zeiten zerbröckelnder Hegemonie weißer Männlichkeit gerade diese als Opfer inszenieren.
Einspruch von Seiten der Gender Studies würde demnach als unnatürliche Intervention in die Natur der Dinge umgelabelt. Mit Beispielen von Flyern maskulinistischer Bewegungen zeigt Rosenbrock die Idiotie dieser Strömungen. So nennen sich die Maskulinisten auch mal "die Juden der BRD“. Ein anderes Bild zeigte ein Klischee der scheinbar reinen, weißhäutigen Mutter – der Titel "Keep These Hands Off!“ unterstrich, wie sehr konservative und auch oft christliche Männlichkeitsideologien ein relationales Spiegelbild der perfekten, ungebrochenen Mutterfigur heranziehen. Statistisch sind 90 Prozent der maskulistischen Strömungen Männer, aber auch 10 Prozent von ihnen sind Frauen, erklärt Rosenbrock.  Text: Tim Stüttgen

Wann ist der Mann ein Mann?

 – Workshop


Während Prof. Dr. Michael Meuser die neue Männlichkeitsrolle in der Wissenschaft untersucht, bringt Eldem Turan aus dem Projekt HEROES, in dem es um das Aufbrechen patriarchalischer Denkmuster bei jungen Männern geht, pädagogische Praxiserfahrungen mit sich. Die Ansätze sind zwar unterschiedlich, ein gemeinsamer Nenner lässt sich trotzdem finden.

 

Fotos: Monika Keiler

Seit 2007 lehrt Prof. Dr. Michael Meuser an der Technischen Universität Dortmund am soziologischen Institut mit dem Schwerpunkt Soziologie der Geschlechterverhältnisse. In seinem Vortrag "Neudefinitionen von Männlichkeit zwischen Erwerbsarbeit und Familie?" ging er darauf ein, inwiefern die Bereiche Beruf und Familie das Männlichkeitsbild auszeichnen.
 

Bis in die Siebzigerjahre, erklärte Meuser, identifizierten sich Männer primär mit ihrem Beruf anstatt mit ihrer Familie. Der vollzeitbeschäftigte Mann als Familienernährer galt als "Normalarbeitsverhältnis". Im Zuge des Strukturwandels der Erwerbsarbeit von einer Industrie- zur Informationsgesellschaft, sowie der Flexibilisierung und Feminisierung des Arbeitsmarktes wurden Männlichkeitsentwürfe jedoch zunehmend vor Herausforderungen gestellt. Tradierte Muster der Geschlechterwahrnehmung brachen auf und wurden neu interpretiert. Meuser legte dar, dass Männer seitdem diversen Erwartungshaltungen gerecht werden müssten, nämlich zum einen seitens ihrer Partnerinnen und zum anderen auch ihres Berufs. So fordern neue Entwürfe von Männlichkeit ein stärkeres Engagement von Männern in der Familie wohingegen tradierte Denkbilder die materielle Macht von Männern verlangen.

Männer würden somit im ständigen Konflikt zwischen neuen und tradierten Männlichkeitsnormen stehen. Engagieren sie sich in ihrer Vaterrolle, so kann dies einerseits von ihren Partnerinnen als etwas Besonderes hervorgehoben werden, andererseits könne sich aber auch ein Machtkampf der Geschlechter entwickeln, so Meusers Feststellung. Während Männer soziale Anerkennung für ihr Engagement in der Familie erhielten, müssten Frauen sich bei geringerer Beteiligung am aktiven Familienleben als Rabenmütter beschimpfen lassen. Deshalb sei es laut Meuser oft der Fall, dass Frauen die im kleinbürgerlichen Weltbild etablierte Haltung, Erziehung sei eine weibliche Domäne, bewahren wollten. 

Zudem bestünden auch im Berufsleben Widerstände gegen neue Männlichkeitsentwürfe. Durch das Einführen einer Quote, dem sukzessiven Wegfallen des Normalarbeitsverhältnisses und dem neuen Familienbild verändere sich die gewohnte Rollenverteilung am Arbeitsplatz. Die Suchbewegung nach der "richtigen" Männerrolle, schilderte Meuser, schaffe Irritationen und Konflikte


Überdies stellte er das Paradoxon auf, dass Frauen sich einerseits in ihren Partnern neue Eigenschaften wünschten, andererseits aber ebenso nach tradierten Werten Ausschau hielten. Dies bestätigte Eldem Turan. Erfahrungsgemäß zeige sich, dass Frauen eine finanziell unterstützende Komponente ihrer Partner als Vorteil empfänden und bereit seien, für die Erziehung des Kindes zuhause zu bleiben. Dabei versucht sie im Namen des Projekts HEROES gerade diese tradierten und patriarchalischen Denkmuster aufzubrechen. Junge Männer im Alter von 16 bis 23 Jahren erleben diese Bildungsarbeit in zwei Schritten. Zunächst werden verschiedene Themen wie Identität, Sexismus, der Begriff Ehre und nicht zuletzt persönliche Fragen in der Gruppe besprochen. Danach gehen die jungen Männer in Schulklassen und Jugendclubs und stellen dort eine zentrale Frage: Was ist Ehre? 

Der Begriff Ehre wird häufig mit der Kultur des Islams in Verbindung gesetzt. Tatsächlich existiere er aber genauso stark in westlichen Kreisen, trage dort bloß nicht dieselbe Bedeutung. Mithilfe von praktischen Methoden, wie Rollenspielen, sollen Jugendliche Konfliktsituationen zwischen Männern und Frauen lösen. Das Ziel der Arbeit der HEROES ist es, Alternativen aufzuzeigen und starre Geschlechternormen aufzulösen. Anstatt eines spezifischen Männlichkeitsbildes soll die Vielseitigkeit jenseits von Stereotypen vermittelt werden. 

Nicht nur Jungen, sondern auch Mädchen sind an dieser Stelle betroffen. Diese akzeptieren männliche Privilegien häufig und hinterfragen sie selten, erklärte Turan. So entstünden automatisch Erwartungshaltungen an heranwachsende Männer. In sozial schwächeren Milieus mangele es Jungen und Mädchen außerdem oft an Vorbildern, die emanzipatorische Perspektiven bieten. Gerade in den Medien würde von MigrantInnen ein einseitiges Bild präsentiert, in das sie sich häufig hineindrücken ließen. Dass es für eine funktionierende Partnerschaft keine patriarchalischen Verhältnisse braucht, zeigt Turan den jungen Männern. Sie erklärt ihnen, dass selbstbestimmte und -bewusste Partnerinnen keinen Machtverlust bedeuten, sondern dadurch vielmehr ein gemeinsames Wachsen ermöglicht werde. Text: HY


Ist die Krise eine Krise? – Workshop

Mit den Worten "Die Krisenrhetorik ist eigentlich so alt wie der Mann selbst," begrüßt Moderatorin Anna-Lena Scholz die Podiumsteilnehmer_innen: Prof. Dr. Martin Lücke, Dr. Andreas Heilmann und Dr. Ute Scheub. Doch steckt der Mann wirklich in der Krise oder handelt es sich hier um eine perfide Rhetorik der Machterhaltung? 

 v.l.n.r: Prof. Martin Lücke, Ute Scheub, Anna-Lena Scholz, Andreas Heilmann (Foto: Monika Keiler)

Im Impulsreferat beantwortet Prof. Dr. Martin Lücke die im Workshoptitel aufgeworfene Frage zur Krise der Männlichkeit ganz klar mit "Nein". Stattdessen attestiert er einen Krisendiskurs, von dessen Machtmechanismen Männer profitieren. Diese Strategie ist nicht neu: In der Geschichte finden sich immer wieder Beispiele dafür, wie in Zeiten von gesellschaftlichem Wandel Diskurse über die vermeintliche Krise der Männlichkeit dafür genutzt wurden, um genau diese zu stabilisieren. 

Video "Performing the Family"

Eröffnungsvortrag von Dr. Jürgen Martschukat

Performing the Family – Eröffnungsvortrag

Der Titel der Veranstaltung, der einer Denkfigur von Simone De Beauvoir entliehen ist, heißt: Man wird nicht als Mann geboren. Unter diesem Banner eröffnete nach kurzen einleitenden Worten der Veranstalterinnen, Christina Schildmann und Anna-Katharina Meßmer, Prof. Dr. Jürgen Martschukat die Tagung mit einem Blick auf Männlichkeit(en).  

 
Versteht was von den Obamas: Prof. Dr. Jürgen Martschukat (Foto: Monika Keiler)

In seinem Vortrag betonte Prof. Dr. Jürgen Martschukat von der Universität Erfurt gleich, dass wir eigentlich anstatt von Männlichkeit von Männlichkeiten sprechen sollten. Erst in den Siebziger Jahren sei Männlichkeit überhaupt als geschichtswissenschaftliches Thema entdeckt worden: Davor war sie, in ihrer weißen Form als eine Art Originalcode für das, was menschlich ist, unmarkiert geblieben. Männlichkeit stand also lange Zeit gar nicht zur Disposition, während andere Identitäten, zuallererst die von Frauen, als das "Andere" zum Thema der Wissenschaft wurden. So brachte paradoxerweise gerade die Geschichtsschreibung von Frauen, die mit feministischem Impuls in den Sechziger Jahren begann, die Wissenschaft dazu, auch Männer als Effekte von Geschichte überhaupt wahrzunehmen.